Angaben zum Buch

  • Erscheinungsdatum: 1. Oktober, 2015
  • Verlag: Piper Taschenbuch
  • Sprachen: Deutsch
  • Lieferbar als: Gebunden, Ebook
  • Format: 12 x 19.3 cm , 224 Pages
  • ISBN: 978-3492276597

Gebrauchsanweisung für Zürich

Zwischen Frauenbadi und Bankenverein

Marmorwaschbecken in öffentlichen Toiletten, Designerstühle im Postamt und blitzsaubere Trambahnwagen: Zürich ist eine Klasse für sich. Milena Moser, die in der Nähe des Bahnhofs Tiefenbrunnen aufwuchs und mehr als drei Jahrzehnte in Zürich lebte, stellt sich den typischen Klischees: dem Geld und dem Gold, den absurd hohen Preisen und den Steuerflüchtlingen. Sie spaziert durch die Altstadt und zum Zürichsee. Besucht Außenbezirke, die heute angesagt sind, und Lokale mit karierten Tischdecken, die früher als bünzelig galten, plötzlich aber sehr in sind. Erlebt Romantik und Hipster-WGs im Umkreis der Langstraße und bewegt sich auf den Spuren bekannter Krimihelden ebenso wie auf denen großer Psychoanalytiker.


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Gebunden und als e-book erhältlich

Leseprobe

Zürich. Die Stadt, in der ich so lange gelebt habe, dass ich sie wie eine alte Verwandte behandle. Sie ist mir nah und fremd zugleich. Sagen wir, sie ist meine Tante – Tante Turica. Eine angeheiratete Tante, eine, die immer eine gewisse Distanz wahrt, die ihre Geheimnisse hütet. Bei ihr weiss ich nie so recht, woran ich bin. Sie zeigt mir nie, wie sehr sie mich mag, und ist doch immer für mich da. Jedes Mal, wenn ich sie besuche, habe ich den Eindruck, ich müsse erst einmal eine Prüfung bestehen. Ihr Blick wandert von meinen Füssen nach oben – das vergesse ich immer, sie hat sehr klare Vorstellungen von dem, was sie als passendes Schuhwerk bezeichnet. Ihr unbestechlicher grauer Blick ist gnadenlos wie das Licht in der Umkleidekabine einer teuren Boutique. Er bedeutet mir, dass ich nicht wirklich gut genug bin für sie. Nicht erfolgreich genug. Nicht genügend Geld habe. Nicht gut genug aussehe. Und am schlimmsten : nicht die richtigen Schuhe trage. Ich mache sie direkt für meinen Schuhtick verantwortlich. Doch so viele Paare ich auch im Schrank stehen habe, für Zürich sind es nie die richtigen. Ihre Augenbraue zuckt ganz leicht, vermutlich liege ich auch heute wieder knapp daneben. Gerade, als mich der Mut zu verlassen droht und ich mich frage, ob ich nicht lieber wieder gehen soll, nimmt sie mich in den Arm. Na ja, nicht wirklich in den Arm. Das ist nicht ihre Art. Sagen wir, sie legt eine kühle Hand auf meine Schulter und küsst knapp an meinen Wangen vorbei.

„ Dann komm halt herein “, sagt sie. Aber so gut kenne ich sie dann doch, um zu wissen, dass das nun mal ihre Art ist, sich auszudrücken. Sie neigt nicht zum Überschwang. Ihr „ komm halt rein “ bedeutet so viel wie von anderen ein jubelndes „ Da bist du ja endlich, lass dich umarmen ! “

Und wirklich, ich kann mich nicht beklagen – ihr Empfang ist immer formvollendet und höflich. Sie bewirtet mich fürstlich, und sie sieht immer wahnsinnig gut dabei aus. Kein Haar am falschen Platz. Keine Laufmasche in den unsichtbaren Strümpfen. Sie sieht gut aus, aber schön ist sie nicht. Alterslos, perfekt, unangreifbar, unnahbar. Es dauert immer eine ganze Weile, bis sie auftaut. Doch irgendwann geht die Sonne unter, und der Tee wird kalt. Dann holt sie die Cognacflasche aus dem Schrank, und plötzlich zeigt sie eine andere Seite.

Sie flucht. Sie lacht. Und sie erzählt von früher … Und mit einem Mal verstehe ich sie besser.

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Pressestimmen

Milena Moser nimmt uns an der Hand und führt uns in ihrer Gebrauchsanweisung für Zürich durch Altstadt und Niederdorf, entlang der Langstraße und durch den Chreis Cheib. Und das auf humorvolle Art.

– Faces (CH)

Locker, amüsant und ausgesprochen kenntnisreich.

– Nürnberger Zeitung

Milena Moser schreibt eine Liebeserklärung voll Witz und Widersprüche. Mit leichter Hand streut sie die Fakten ein. Andere Metropolen dürfen Zürich um eine solche Stadtführerin beneiden.

– Sächsische Zeitung

Liebeserklärung an Zürich

– Blick Reisen