Sofia rules!

6-DutrieuGott oder – wer? Das Schicksal? „The universe“ wie man hier gerne sagt? – eine unbestimmte Macht also mit Einfluss auf das Alltagsgeschehen liest offenbar meinen Blog. Kaum hatte ich erzählt, wie ich unter perfekten Arbeitsbedingungen, ohne die geringste Ablenkung, mit endlos Zeit und einem leeren Schreibtisch gar nicht so recht in Schwung komme, platzte diese hübsche Seifenblase auch schon wieder. Überstürzt flog ich zurück nach San Francisco, wo ich nun zwischen Krankenpflege, Gartenarbeit, Arztbesuchen, Haushalt und anderen Envetualitäten einen grossartigen Schreibschub erlebe. Vielleicht ist es wirklich so, dass Schreiben Widerstand verlangt. Dass es umworben, erkämpft, verteidigt werden will. Das Schreiben, mit einem Wort, ist eine alte Diva.

Umständehalber habe ich die Ebene gewechselt. Statt bei Luigi und in New Mexico bin ich nun bei seiner Enkelin, die in San Francisco aufwächst und gerade mit einem ihrer Väter im Zug sitzt. Sie heisst Sofia – Victor hat ihr den Namen gegeben. Wir nennen sie unsere imaginäre Tochter. Beim Abendessen fragt er mich, was sie wieder angestellt hat und ich erzähle. Kopfschüttelnd. Sie erstaunt mich. Sie ist mir fremd. Hat nichts von mir als Kind. Aber sie gefällt mir. Sofia interessiert sich für Dinge, von denen ich keine Ahnung haben. In erster Linie Dinge, die fliegen. Sie besucht Robotikkurse und schraubt einen Propeller an  das Puppenhaus ihrer Familientherapeutin. Sie sieht mehr als alle Erwachsenen zusammen und hat eine eigene Art, die Dinge zu interpretieren. Ihre Kommentare überraschen mich. Ich habe überhaupt keinen Einfluss auf sie. Sie ist ein komplettes Wesen, das ich schreibend kenne lerne. Nicht eine unfertige Figur, die ich fertig schreibe.

Wenn ich nicht weiterkomme, trete ich vor mein himmelblaues Gartenschreibhaus in einen Urwald von Unkraut. Vier Monate Dauerregen machen das Jäten leicht. Der Metallkübel ist schnell voll, sein Anblick verschafft mir eine gewisse Befriedigung. Da sieht man doch wenigstens, was man geleistet hat! Ein Kolibri surrt heran, seine Flügel bewegen sich so schnell, dass es aussieht als stünden sie in der Luft still. Plötzlich sehe ich den kleinen Vogel mit Sofias Augen. Ich ziehe die Gartenhandschuhe aus und setze mich wieder an den Computer.

Das Leben ist gut. Ich bin dankbar. Nur eine Kleinigkeit, falls Gott – welche Macht auch immer – wirklich meinen Blog liest, möchte ich sie höflich bitten, das nächste Mal Victors Gesundheit nicht zu involvieren. Es gibt doch auch andere Formen der Ablenkung? Und wenn wir schon dabei sind, der amerikanische Präsident…..?? Danke.

Über die neuesten Blogbeiträge informiert bleiben

  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.

Leser-Interaktionen

6 Kommentare

Kommentare

  1. Jutta Wilke meint

    Liebe Milena,

    ich bin ein bisschen spät dran mit diesem Blogbeitrag von dir und deshalb frage ich jetzt einfach mal nach: Geht es Victor denn wieder besser?

    Liebe Grüße vom Schreibtisch.
    Jutta

  2. Heide Kuhn-Winkler meint

    Sofia klingt wie ein Mädchen, das mutig ist, neugierig und mutig. Puppenhaus mit Propeller – ein fantasievolles Kind, ein technikbegeistertes Mädchen.
    Ich wünsche Dir noch ganz viele solcher Schreibschübe!!!

    Und ja, Gott oder wer immer sollte sich dringend Menschen wie Mr. T. und Co vorknöpfen.

  3. Marion Somaini meint

    Liebe Milena,

    Wie immer kann ich dir nur zustimmen. Was das Schreiben unter erschwerten Bedingungen angeht (wenn ich auf Nachtdienst muss, kommen mir immer die gei…Ideen), genauso auch was Gott und den amerikanischen Präsidenten angeht! Uns bleibt die Hoffnung, smile!

An der Diskussion teilnehmen

Hier können Sie Ihren Kommentar schreiben. Ihre Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * bezeichnet.